Unsere bewusste Wortwahl: „Menschen mit Behinderungen“
Sprache prägt unser Denken und unsere Haltung gegenüber anderen Menschen. Daher ist es für uns von besonderer Bedeutung, transparent darzulegen, warum wir uns als Kompetenzzentrum Inklusive Bildung Sachsen-Anhalt in unserer Kommunikation bewusst für den Begriff „Menschen mit Behinderungen“ entschieden haben.
Es gibt verschiedene Begriffe, um Behinderung und die Lebensrealitäten von Menschen mit Behinderungen zu beschreiben. Jeder dieser Begriffe setzt eigene Akzente und wird, je nach Kontext, unterschiedlich verwendet, etwa „Menschen mit Beeinträchtigungen“, „Menschen mit Einschränkungen“ oder „Menschen mit besonderen Bedürfnissen“. Sie alle haben unterschiedliche Bedeutungen und werden in bestimmten Zusammenhängen bevorzugt.
Wir haben uns nach eingehender Auseinandersetzung bewusst dafür entschieden, den Begriff „Menschen mit Behinderungen“ zu verwenden. Dafür gibt es mehrere wesentliche Gründe:
- Verankerung in internationalen und nationalen Rechtsgrundlagen:
„Menschen mit Behinderungen“ ist der zentrale Begriff in der UN-Behindertenrechtskonvention (UN-BRK) sowie im deutschen Sozialrecht, insbesondere im SGB IX. Er macht deutlich, dass Menschen mit Behinderungen Anspruch auf umfassende Rechte und gleichberechtigte Teilhabe haben. - Orientierung am sozialen Modell von Behinderung:
Dieser Begriff unterstreicht, dass Behinderung nicht nur eine individuelle Eigenschaft ist, sondern im Kern aus der Wechselwirkung zwischen den individuellen gesundheitlichen Voraussetzungen und den gesellschaftlichen Barrieren entsteht. Menschen sind also nicht einfach „behindert“, sondern werden durch mangelnde Barrierefreiheit und gesellschaftliche Einstellungen behindert. - Selbstbezeichnung in der Behindertenrechtsbewegung:
Viele Aktivistinnen und Aktivisten verwenden den Begriff „Behinderung“ bewusst, um auf strukturelle Benachteiligungen aufmerksam zu machen und politische Teilhabe sowie Gleichstellung einzufordern.
Warum nutzen wir nicht „Menschen mit Beeinträchtigungen“?
Der Ausdruck „Menschen mit Beeinträchtigungen“ wird häufig in pädagogischen oder medizinischen Zusammenhängen gebraucht und legt den Fokus stärker auf individuelle gesundheitliche oder funktionale Aspekte. Er wird manchmal als „weicher“ empfunden.
Für uns steht jedoch im Vordergrund, dass der Begriff „Menschen mit Behinderungen“ die gesellschaftliche Verantwortung für Inklusion und Barrierefreiheit klarer betont und sich auf die rechtlichen Rahmenbedingungen stützt. Gerade wenn es um Teilhabe, Antidiskriminierung und die Beseitigung von Barrieren geht, ist dieser Begriff präziser und rechtlich aussagekräftiger.
Unser Ziel
Mit unserer Wortwahl möchten wir:
- den Menschen in den Mittelpunkt stellen und nicht seine Behinderung als alleiniges Merkmal hervorheben,
- auf bestehende Barrieren und gesellschaftliche Verantwortung hinweisen,
- und eine Sprache verwenden, die rechtlich fundiert, inklusiv und respektvoll ist.
Sprache ist lebendig
Wir verstehen unsere Sprachpraxis nicht als endgültig abgeschlossen. Sprache, ebenso wie unser Verständnis von Inklusion, entwickelt sich weiter. Deshalb sind wir offen für Anregungen, Erfahrungen und Rückmeldungen, die uns helfen, unsere Kommunikation kontinuierlich zu reflektieren und weiterzuentwickeln.